Arbeitsanweisung zur Verarbeitung der GENU XO-Gelenke, Gelenkdummy & Justieradapter

Einleitung: 

Diese Arbeitsanweisung enthält wichtige Informationen zur Verarbeitung des Justieradapters/Gelenkdummys und der Anfertigung einer GENU XO Knieorthese (KO). Bitte lesen Sie diese Arbeitsanweisung sorgfältig durch und beachten Sie dringend die beschriebenen Hinweise, Grafiken und die Sicherheits-/Verarbeitungshinweise.
Weitere Informationen zum GENU XO Orthesen-Kniegelenk finden Sie in der zugehörigen Gebrauchsanweisung.  

Bei Fragen zu der Arbeits-und Gebrauchsanweisung kontaktieren Sie bitte die Heinrich Caroli GmbH.

Für die Sicherheit Ihres Patienten ist eine Einhaltung der Angaben der Gebrauchs-und Arbeitsanweisung dringend erforderlich!  

Arbeitsschritte

1. Vorbereitung Arbeitsplatz/Gipsabdruck

Die Basis einer funktionsgerechten und passgenauen Orthesenversorgung bildet bereits der Gipsabdruck am Patienten.

Für einen reibungslosen Arbeitsablauf ist deshalb die Vorbereitung des Arbeitsplatzes von großer Bedeutung.

Folgende Arbeitsmaterialien werden hierbei benötigt: 

  • Gipsbinden
  • Kompressionsstrumpf/Kompressionsfolie 
  • Maßblatt 
  • Messschieber 
  • Maßband 
  • Zollstock 
  • Kopierstift 
  • Auftrennhilfe (Schlauch) 
  • Gipsschere 

Hinweis: Je nach Krankheitsbild und den patientenspezifischen Gegebenheiten kann der Gipsabdruck liegend, sitzend oder auch stehend durchgeführt werden.

Bei Patienten mit bereits ausgeprägter Gelenkfehlstellung empfehlen wir den Gipsabdruck unter Entlastung der betroffenen Extremität durchzuführen und ggf. ein Teilkorrektur der Varus-/Valgusfehstellung während des Abdruckverfahrens vorzunehmen. 

2. Maßnahme/Gipsabdruck

Für den Gipsabdruck kann ein kompressionsfähiger Strumpf oder auch Kompressionsfolie verwendet werden. Insbesondere bei Patienten mit größerer Weichteildeckung kann dadurch das Gewebe bestmöglich komprimiert werden. 

1.

Markieren Sie die Patella mit einem geeigneten Kopierstift, dies erleichtert die anschließende Ausrichtung der Gipsjustierachse. 

 

Hinweis: Beachten Sie hierbei einen möglichen Patellahochstand! 

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2.

 

Ertasten Sie den Kniegelenkspalt und markieren Sie diesen am Patienten. Diese Anzeichnung kann auch direkt auf der Haut erfolgen um ein Verrutschen der Markierung zu verhindern.  

 

Tipp: Der Kniegelenkspalt lässt sich am besten bei leicht gebeugtem, außenrotiertem und abduziertem Kniegelenk medial ertasten. 

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3. 

 

Ermitteln Sie das (ap-Maß)  unter Verwendung eines geeigneten Messmittels (Messschieber) und markieren Sie den mechanischen Gelenkdrehpunkt am Patienten.        

 

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Hinweis: Wir empfehlen den mechanischen Gelenkdrehpunkt nach Nietert anzuwenden. Dieser befindet sich 60/40 in anterior/posterior und 14-17% des ap-Maßes oberhalb des Kniegelenkspaltes.

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4.

 

Ermitteln Sie auch die Lichte Weite (ml-Maß) des Kniegelenkes sowie die erforderlichen Höhen-/Umfangsmaße. 

 

Tipp: Als Referenz/Bezugspunkt kann die Anzeichnung des Kniegelenkspaltes verwendet werden. 

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3. Positionierung der Gelenkachse im Negativ-Gipsmodell

Wir empfehlen den mechanischen Gelenkdrehpunkt nach Nietert anzuwenden. Dieser befindet sich 60/40 in Anterior/Posterior und 14-17% des ap-Maßes oberhalb des Kniegelenkspaltes. 

1.

 

Positionieren Sie die Gipsjustierachse im Negativ-Gipsmodell entsprechend unserer Empfehlung des mechanischen Gelenkdrehpunktes. Verwenden Sie hierzu die gängigen Gipsjustierachsen (15 x 15mm).

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  hinweis.pngHinweis: Überprüfen Sie vor dem Ausgießen des Negativ-Gipsmodells die exakte Positionierung der Gipsjustierachse.  06931_2.jpg

2.

 

Gipsmodell verschließen, Armierungsstab (Rundeisen) einsetzen und Modell ausgießen 

 

4. Positionierung/Fixierung des Justieradapters

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1.

 

Polstermaterial aufbringen,  Achsaufnahme freilegen

 

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2.

 

Montieren Sie unter Verwendung der im Lieferumfang enthaltenen Ansatzschraube  den Gelenkdummy mit dem Justieradapter. 

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3.

 

Fügen Sie den  Justieradapter zusammen mit dem montierten Gelenkdummy in das Gipsmodell ein, bis entweder der Gelenkdummy oder die Justierachse am Modell anstehen. 

 

Die beweglichen  Ausleger des Gelenkdummys können hierbei  an das Modell angepasst werden.

 

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Hinweis: Beachten Sie, dass die seitlichen Einschubkästen des Gelenkdummys maximal 20° Grad in jede Richtung geneigt werden dürfen! 

 

Der Abstand zwischen Modell und der Unterseite der Gelenkaufnahme des Justieradapters sollte für die spätere Montage der Kniedruckpelotte 7-10mm betragen. Hierzu können Sie die im Lieferumfang enthaltenen Distanzhalter verwendet werden. 
 

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4.

 

Nach der Positionierung des Justieradapters kann der Gelenkdummy demontiert werden.

 

5.

 

Zum Schutz der Unterfolie ist es wichtig mögliche Abstände zwischen dem Modell und der Gelenkaufnahme des Justieradapters mit einem geeigneten Füllstoff (z.B. Plastilin,  Plasta-/Dichtband o.Ä.) auszugleichen.

 

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5. Anrichten der Ansatzschienen

1.

 

Die seitlichen Abdeckungen (Gelenkdummy) demontieren,  Ansatzschienen unter Verwendung der im Lieferumfang enthaltenen  Senkkopfschrauben mit dem Gelenkdummy verschrauben.

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2.

 

Anschließend können die Ansatzschienen angerichtet werden. 

 

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Hinweis: Die Ansatzschienen dürfen nur im montierten Zustand mit dem Gelenkdummy angerichtet werden um Beschädigungen des Einschubbereiches zu vermeiden! 

Verwenden Sie hierzu runde Schränkeisen und biegen Sie in geschwungenen Radien. 
 

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Hinweise: 

 

 

  • Die Einschubbereiche der Ansatzschienen dürfen nicht Bearbeitet werden! 
  • Arbeiten Sie mit zwei runden Schränkeisen und spannen Sie die Ansatzschienen/Gelenkdummy nicht in den Schraubstock. 
  • Benutzen Sie keinen Hammer für die Verformung der Ansatzschienen. 
  • Schränken Sie in geschwungenen Formen/Radien und nicht in steilen Winkeln. 
  • Erwärmen Sie das Material nicht, das Schränken und Anrichten sind reine Kaltumformungen. 

 

Tipp: Ziehen Sie den Justieradapter zum Anrichten der Ansatzschienen nicht aus dem Gipsmodell, sondern demontieren Sie den Gelenkdummy.  

 

3.

 

Halten Sie beim Anrichten der Ansatzschienen einen Abstand von 2-3mm zwischen Modell und Ansatzschiene damit im Nachgang die Armierung ausreichend Platz hat.

 

Hierzu können Sie auch Abstandshalter verwenden.

 

Hinweis: Die beweglichen Ausleger des Gelenkdummys ermöglichen Ihnen eine optimale Positionierung der Ansatzschienen am Modell und müssen nicht zusätzlich fixiert werden. 

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4.

 

Ansatzschienen kürzen/aufrauen/bohren 

 

Hinweise

  • Die Gesamtlänge der Ansatzschiene darf nicht weniger als 120mm betragen
  • Beachten Sie beim Aufrauen den Mindestabstand von 7mm
  • Der Mindestabstand der Bohrung (max. 3mm ∅) in den Ansatzschienen darf nicht weniger als 20mm zum Gelenkdummy betragen. 
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6. Laminiervorbereitung

 

1.

Ansätze der Ansatzschienen inkl. Senkkopfschrauben und Gewindeeinsätze mit dem im Lieferumfang enthaltenen Isolierwachs isolieren.

 

Hinweis: Verwenden Sie hierzu ausschließlich die enthaltenen Schrauben des Gelenkdummys

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2.

Ansatzschienen montieren, Schraubenköpfe isolieren

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3.

Abdeckungen des Gelenkdummys montieren, Schraubenköpfe isolieren

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7. Orthese herstellen (Ansatzschiene armieren)

1.

 

Beziehen Sie die Ansatzschienen mit Carbonfaser-Flechtschlauch und vernähen Sie diesen gelenknah.

 

Hinweis: Der Carbonfaser-Flechschlauch sollte gestreckt und am distalen Ende fixiert werden. Dies sorgt für eine optimale Kräfteaufnahme der Carbonfasern.

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  Tipp: Das Ende des Carbonfaser-Flechtschlauches kann auch nach innen gestülpt  werden, dies verstärkt den ersten Bereich der Ansatzschienen und ermöglicht eine bestmögliche Anbindung. 06250_2.jpg

2.

 

Feinstrumpf und Unterfolie aufbringen und absaugen.

Tipp: Zum Schutz der Unterfolie kann im Bereich der Gelenkaufnahme ein kleines Stück PE-Klebeband aufgebracht werden.

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8. Orthese herstellen (Armierungsplan)

1.

 

Glas-Trikotschlauch überziehen, Gelenkaufnahme freilegen 

 

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2.

 

Carbonfasergewebe (bidirektional) flächig aufbringen.  06281_2.jpg

3.

 

Carbonfaserband (unidirektional) im Verlauf der Ansatzschienen aufbringen  06288_2.jpg

4.

 

Carbonfaserband (unidirektional) im  Bereich der Oberschenkel-/Unterschenkelspange aufbringen   06300_2.jpg

5.

 

Gewinde der Ansatzschraube (Gelenkdummy) isolieren, Gelenkdummy inkl. Schienen montieren, Sechskantaufnahme der Ansatzschraube isolieren   06319_2.jpg

6.

 

Um Lufteinschlüsse während des Gießvorganges im Bereich des Gelenkdummys zu verhindern ist es wichtig mögliche Zwischenräume (Dummy/Modell) mit Glasfaser-Trikot auszufüllen.

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7.

 

Carbonfaser-Flechtschlauch mittig im Bereich der Oberschenkel-/Unterschenkelspange aufbringen. Der Carbonfaser-Flechtschlauch sollte hierbei die Ansatzschienen leicht überlappen.         06334_2.jpg

8.

 

Carbonfaserband (unidirektional) im Bereich der Oberschenkel-/Unterschenkelspange aufbringen, die Schienen sollten hierbei überlappt werden. 06340_2.jpg

9.

 

 Carbonfaserband (unidirektional) im Verlauf der Ansatzschienen aufbringen.           06359_2.jpg

10.

 

Carbonfasergewebe (bidirektional) flächig aufbringen

 

Tipp: Legen Sie keine Carbonfaser über den Gelenkdummy, dies erleichtert das spätere Freilegen!  

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11.

 

Glas-Trikotschlauch überziehen  06370_2.jpg

12.

 

Dekorstoff, Unterfolie aufbringen, Gießvorgang durchführen 06377_2.jpg

Beachten Sie, dass der Armierungsplan nur einen Richtwert darstellt, bei der Herstellung/Armierung der Orthese müssen immer die individuellen Patientenparameter sowie die Eigenschaften der verwendeten Materialien berücksichtigt werden! 
Es können zur Fertigung einer GENU XO Knieorthese auch andere Arbeitstechniken/Armierungen und Orthesenzuschnitte angewendet werden. 

9. Orthesenzuschnitt / Dummy freilegen

1.

 

Skizzieren Sie den späteren Orthesenzuschnitt und entfernen Sie alle nicht benötigten Schalenteile. Beachten Sie hierbei dringend den exakten Zuschnitt im Bereich des Gelenkdummys.

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2.

 

Bereich des Gelenkdummys erwärmen (Heißluftgebläse), Ansatzschraube und Einschubkästen freilegen. 

 

Tipp: Wenn Sie das Laminat vorsichtig erwärmen, können Sie die oberste Laminatschicht mit dem Messer freilegen. 

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3.

 

Schraubenköpfe vorsichtig erwärmen, Schrauben demontieren, seitliche Abdeckungen entfernen, Senkkopfschrauben der Ansatzschienen demontieren.

 

Tipp: Für ein leichtes Entformen der Unterschenkel-/Oberschenkelschalen kann der Gelenkdummy auch durchtrennt werden.

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4.

 

Laminat seitlich im Bereich der Ansatzschienen einsägen, zirkulären Sägeschnitt auf der Innenseite Fortführen

 

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Hinweis: Achten Sie dringend darauf, das die Schienenansätze nicht beschädigt werden!

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5.

 

Laminat im Bereich der Ansatzschienen erwärmen, Gelenkdummy freilegen  

 

Tipp: Das erwärmte Laminat lässt sich mit einer Zange seitlich wegbrechen. 

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6.

 

Gelenkdummy vorsichtig erwärmen und nach innen ausbrechen.

     

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7.

 

Laminat seitlich der Schienenansätze zirkulär beschleifen, Schienenansätze säubern                       

 

Hinweis: Achten Sie dringend darauf, das die Schienenansätze nicht beschädigt werden. 

 
  8. Orthesenschalen zuschleifen, Gurtsysteme befestigen, Polster einkleben  
 
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10. Fertigstellung der Orthese

Nach der Fertigstellung der Unterschenkel-und Oberschenkelschale kann das Orthesengelenk GENU XO montiert werden. Gehen Sie hierbei wie folgt vor:

1.

 

Verwenden Sie zur Verschraubung des GENU XO-Gelenkes die im Lieferumfang enthaltenen Senkkopfschrauben und beachten Sie dringend die Hinweise zur Schraubensicherung! 
Schraubensicherung Ansatzschienen
GENU XO 18  Loctite 243 Anzugsmoment 1,5Nm
GENU XO 22   Loctite 243 Anzugsmoment 2,5Nm

2.

 

Montieren Sie auf der Innenseite des Gelenkes die im Lieferumfang enthaltene Kniedruckpelotte und beachten Sie die Hinweise zur Schraubensicherung.   
Schraubensicherung Kniedruckpelotte
GENU XO 18  Loctite 243 Anzugsmoment 0,5Nm
GENU XO 22   Loctite 243 Anzugsmoment 0,5Nm

Weitere Hinweise zur Schraubensicherung finden Sie in der Gebrauchsanweisung GENU XO unter Punkt 2.3.5!